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11. März 2025

Admiralty Code zur Verifikation von Informationen

Admiralty Code zur Verifikation von Informationen

Management Summary

Der Admiralty Code ist ein bewährtes System zur Bewertung von Informationsquellen, das ursprünglich für den militärischen Nachrichtendienst entwickelt wurde und heute in Bereichen wie Journalismus, Wissenschaft und Cybersicherheit Anwendung findet. Er besteht aus zwei Dimensionen: der Glaubwürdigkeit der Quelle (A–F) und der Zuverlässigkeit der Information (1–6). Trotz seiner Vorteile weist der Code einige Herausforderungen auf, darunter Subjektivität und begrenzte Anpassung an moderne digitale Medien. Eine Weiterentwicklung könnte durch KI-gestützte Verifikationssysteme erfolgen. | Lesezeit: ca. 12 Minuten | Autoren: Carsten Reffgen & Niclas Felber


Einleitung

In einer Welt, in der Informationen in Sekundenschnelle verbreitet werden, ist die Verifikation von Quellen und Daten wichtiger denn je. Falschmeldungen, Desinformation und ungesicherte Behauptungen erschweren es, fundierte Entscheidungen zu treffen – sei es in der Politik, im Journalismus, in der Wissenschaft oder in der Cybersicherheit. Ein bewährtes Modell zur Bewertung der Glaubwürdigkeit von Informationen ist der Admiralty Code, der ursprünglich im militärischen Nachrichtendienst entwickelt wurde. Heute wird er in verschiedenen Bereichen genutzt, um Informationen systematisch zu klassifizieren und deren Verlässlichkeit einzuschätzen (NATO Intelligence Doctrine, 2020).

Historischer Hintergrund des Admiralty Code

Der Admiralty Code wurde während des Zweiten Weltkriegs von der britischen Admiralität entwickelt, um nachrichtendienstliche Informationen einheitlich zu bewerten. Ziel war es, Fehleinschätzungen zu vermeiden und die Entscheidungsfindung zu verbessern. Später wurde dieses System von der NATO übernommen und in verschiedene Geheimdienststrukturen integriert. Heute kommt es nicht nur im militärischen Bereich zum Einsatz, sondern auch im Journalismus, in der wissenschaftlichen Forschung und im Bereich Open-Source Intelligence (OSINT) (OSINT Framework, 2021).

Struktur und Methodik des Admiralty Code

Der Admiralty Code basiert auf zwei zentralen Kriterien: der Bewertung der Quelle und der Bewertung der Information selbst.

Bewertung der Quelle (A–F)

Diese Skala beschreibt, wie glaubwürdig eine Quelle ist:

  • A: Sehr vertrauenswürdig, da sie sich in der Vergangenheit als zuverlässig erwiesen hat.
  • B: Normalerweise vertrauenswürdig.
  • C: Gelegentlich zuverlässig, aber nicht immer konsistent.
  • D: Unzuverlässige Quelle.
  • E: Unbekannte Quelle, deren Glaubwürdigkeit nicht eingeschätzt werden kann.
  • F: Nachweislich falsche oder irreführende Quelle.

Bewertung der Information (1–6)

Diese Skala gibt an, wie zuverlässig eine bestimmte Information ist:

  • 1: Durch unabhängige Quellen bestätigt.
  • 2: Sehr wahrscheinlich korrekt.
  • 3: Möglicherweise korrekt.
  • 4: Eher unwahrscheinlich.
  • 5: Zweifelhaft.
  • 6: Nicht bewertbar.

Eine typische Bewertung könnte beispielsweise B2 lauten, was bedeutet, dass eine gewöhnlich zuverlässige Quelle eine sehr wahrscheinliche Information liefert. Dieses System hilft dabei, Informationen objektiv zu gewichten (NATO Intelligence Doctrine, 2020).

Anwendungsbereiche und praktische Nutzung

Nachrichtendienste und Geheimdienstanalysen

In nachrichtendienstlichen Analysen wird der Admiralty Code genutzt, um die Qualität von Informationen schnell und effektiv einzuschätzen. Ein Beispiel: Eine Quelle aus einem etablierten Nachrichtendienst mit einer A1-Bewertung liefert eine durch unabhängige Quellen bestätigte Information. Eine anonyme Online-Quelle mit einer C4-Bewertung hingegen ist weniger vertrauenswürdig (ITU Cybersecurity Guide, 2021).

Journalismus und Medienkompetenz

Der Admiralty Code kann auch im Journalismus als Werkzeug zur Bewertung von Quellen dienen. Journalisten und Faktenchecker können damit Nachrichtenmeldungen systematisch einordnen und Fake News entgegenwirken. So könnten etablierte Medienhäuser mit guter journalistischer Praxis eine A2-Bewertung erhalten, während ein unbekannter Blog mit spekulativem Inhalt eher als D5 eingestuft werden müsste (Kovach & Rosenstiel, 2014).

Wissenschaftliche Forschung und akademische Zitationen

Auch in der Wissenschaft kann der Admiralty Code helfen, die Qualität von Quellen zu bewerten. Eine peer-reviewte Studie in einem renommierten Fachjournal könnte beispielsweise als A1 eingestuft werden, während eine nicht überprüfte Online-Publikation eher C3 wäre. Dies könnte zur Stärkung der wissenschaftlichen Integrität beitragen (Kovach & Rosenstiel, 2014).

Cybersicherheit und Open-Source Intelligence (OSINT)

In der Cybersicherheit werden Bedrohungsinformationen oft aus einer Vielzahl von Quellen gesammelt. Hier kann der Admiralty Code helfen, zwischen zuverlässigen Bedrohungswarnungen und unbegründeten Panikmeldungen zu unterscheiden. Beispielsweise könnte ein Bericht einer etablierten Sicherheitsfirma als A2 eingestuft werden, während ein nicht verifiziertes Social-Media-Gerücht eine C5-Bewertung erhalten würde (OSINT Framework, 2021).

Vergleich mit anderen Verifikationsmodellen

Es gibt mehrere alternative Methoden zur Verifikation von Informationen:

  • CRAAP-Test (Currency, Relevance, Authority, Accuracy, Purpose) – Eine Methode zur Bewertung von Quellen im akademischen Bereich.
  • SIFT-Methode (Stop, Investigate, Find better coverage, Trace claims) – Wird häufig im Journalismus zur Entlarvung von Fake News eingesetzt.
  • Bayesianische Analyse – Ein mathematischer Ansatz zur Bewertung der Wahrscheinlichkeit von Informationen.

Während der Admiralty Code eine schnelle, standardisierte Bewertung ermöglicht, bieten andere Methoden eine detailliertere Analyse, insbesondere wenn mehr Kontext erforderlich ist (NATO Intelligence Doctrine, 2020).

Herausforderungen und Kritik

Obwohl der Admiralty Code ein bewährtes System ist, gibt es einige Herausforderungen:

  • Subjektivität: Die Einstufung von Quellen und Informationen kann je nach Analyst variieren.
  • Statische Skala: Das System lässt wenig Raum für feinere Abstufungen.
  • Anpassungsbedarf für digitale Medien: Die heutige Informationslandschaft mit Social Media und KI-generierten Inhalten erfordert möglicherweise Erweiterungen des Modells.

Fazit und Zukunftsperspektiven

Der Admiralty Code hat sich als nützliches Instrument zur Verifikation von Informationen erwiesen. Ob in der nachrichtendienstlichen Analyse, im Journalismus oder in der Cybersicherheit – das System hilft dabei, Informationsquellen systematisch zu bewerten und fundierte Entscheidungen zu treffen. Dennoch ist eine Weiterentwicklung notwendig, um den Herausforderungen der modernen Informationsgesellschaft gerecht zu werden. Eine mögliche Zukunftsperspektive könnte die Integration von KI-gestützten Analysen sein, die den Code mit Big-Data-Technologien kombinieren (ITU Cybersecurity Guide, 2021).

Quellen

Bei der Vorbereitung dieses Artikels wurden folgende Quellen genutzt: